11.9.24

Geduld findet die Balance (4) - Buchempfehlungen


Vier Bücher zum Thema "christlich-buddhistischer Dialog", die mir - in meinem Selbst-verständnis als Christlich-Buddhistischer Brückenbauer - aus dem Herzen sprechen:


Aus buddhistischer Perspektive:

a) aus dem Theravada

Hellmuth Hecker: "Meister Eckehart" (2001)
- Der tiefste Mystiker des Abendlandes und die Lehre des Buddha
Aus dem letzten Kapitel des Buches: "Über Meister Eckehart", 
dort aus dem Unterkapitel "Die namenlose Schicht" (gekürzt):
Eckehart selber ringt immer wieder mit dem Wort, und nicht nur mit dem Wort, sondern auch mit der Sache, zu der er sich in manchen Schriften richtig hindurchbohrt oder hinaufschwingt. In einfühlender Weise hat er immer wieder sich bemüht, den Worten der Schrift den tiefstmöglichen Sinn zu geben, sowie die grossen Meister zu ehren und das, was sie an Wahrheit erkannten, gelten zu lassen. Auf diesem Wege klärt sich das, was Eckehart lehrt, sozusagen unterwegs mit: Die Geheimnisse der Seele enthüllen sich, die Gesetze des Daseins treten zu Tage, und alle Spekulationen, Hypothesen und Meinungen lösen sich auf. Von daher verliert die Fragestellung, ob Eckehart in dieses oder jenes Schubfach passt - zum Christentum, zum Neuplatonismus, zum Hinduismus, zum Buddhismus - jedes Interesse. Da bleibt nur die Frage übrig: Ist das, was Eckehart sagte, in der Wahrheit des Daseins begründet, und hilft es dem Menschen, zum Heil zu kommen? Aus der Bejahung dieser Frage ist diese Arbeit entstanden. 

b) aus dem Zen

Kenneth S. Leong: "Jesus - Der Zenlehrer" (2000)
- Das Herz seiner Lehre
Klappentext:
Der ungewöhnliche Blick auf den Kern der Jesus-Botschaft - voller Überraschungen: Ein Mensch mit der spirituellen Erfahrung des Ostens entdeckt Jesus auf inspirierende Weise neu. Es ist ein am Zen geschulter Zugang, der, so Leong, am ehesten der Art entspricht, wie Jesus selbst lehrte. Es geht nicht um Beherrschung des Lebens durch Doktrin. Paradoxa und Geheimnisse haben ihren Platz im Leben des Menschen. Darin besteht das Wesen des Zen - und der Weg Jesu: einen ganzheitlichen unverstellten Zugang zum Leben eröffnen, wie es wirklich ist und von Menschen erfahren wird, zu einem Leben, bei dem man den Wert von Spannungen erkennt, Kostbares im Dunkel findet, Schwierigkeiten in kreative Möglichkeiten verwandelt und die menschliche Unvollkommenheit zu schätzen lernt (denn nur sie ermöglicht ein Weiterwachsen). Viele Menschen haben die Freude, den Humor und die Tiefe der Lehren Jesu übersehen, weil sie für immer bei der ersten Deutung, nicht selten bei ihrem Kinderglauben, stehengeblieben sind. Aber nur für den, der sein Verständnis im Mass der persönlichen Erfahrungen wachsen lässt, werden die Heiligen Schriften lebensprägend. Die spirituelle Seite des Zen findet sich auch in zentralen Stellen aus den Evangelien. Es ist die Kunst des reinen Daseins in der Gegenwart; die Kunst des Sehens, was ist; der Blick auf die "alltägliche Hölle" (nicht die Drohgebärde) und paradoxe Einsichten über Leid und den Tod. Die Sicht des Glaubens als Empfänglichkeit, die Überwindung des Bösen durch Wahrhaben und eine neue Sicht der Wirklichkeit ("die Realität sehen, ist der Anfang der Liebe") stehen im Zentrum von Jesu Lehre. "Leong macht auf spannende Weise klar: Die spirituelle Seite des Zen, die Kunst des Lebens in der Haltung der Gelassenheit und des Vertrauens, trifft sich mit dem Kern der Evangelien. Auch sprachlich ein ausgezeichnetes Buch" (Professor Dr. Ludwig Wenzler)


Aus christlicher Perspektive:

a) aus der Katholischen Kirche

Raimon Panikkar: "Gottes Schweigen" (1992)
- Die Antwort des Buddha für unsere Zeit
Umschlagtext:
Das Stichwort "Gottes Schweigen" steht für die Erkenntnis, dass die Gotteserfahrung in keiner Religion in Worte fassbar ist. Panikkars überwältigender Entwurf führt in der Begegnung mit dem modernen Atheismus und den östlichen Religionen zu einer grundsätzlichen Revision des christlichen Glaubens und der damit verbundenen Spiritualität. Ein autobiographisches Bekenntnis - ein Meilenstein im Dialog der Religionen.
Klappentext:  
In diesem Buch stellt Panikkar zwei Einstellungen zur Gottesfrage gegenüber: Die Erfahrung eines sich offenbarenden Gottes im Judentum und Christentum sowie im Islam und die negative Antwort auf die Gottesfrage im Buddhismus und im modernen Atheismus. Als eine Brücke in diesem Vergleich betrachtet Panikkar die christliche Tradition einer negativen Theologie, die meint, dass von Gott nur negative Aussagen möglich sind. So wie die Begegnung mit dem modernen Atheismus den Christen geholfen hat, ihre Gottesvorstellungen zu revidieren und zu entmythologisieren, so hilft nun - laut Panikkar - die Begegnung mit den östlichen Religionen, besonders mit dem Buddhismus, die Gottesfrage zu entverbalisieren, d.h., von den dogmatisch befestigten Formeln zu befreien und in der tiefen Selbsterfahrung meditativ-mystisch zu leben. Ein Buch, das im Dialog der Religionen und Kulturen Epoche machen wird.

b) aus der Reformierten Kirche

Jörg Zink: "Gotteswahrnehmung" (2009)
- Wege religiöser Erfahrung
Umschlagtext:
Seit Jahrtausenden machen die Menschen religiöse Erfahrungen. Die Bibel ist ein einziger Bericht von den vielen Formen, in denen Gott die Menschen angesprochen und die Menschen Gott wahrgenommen haben. Dass Gott uns anredet, hat man unter Christen immer gesagt. Was man ausgeblendet hat, ist die Weise, wie ein Mensch die Anrede Gottes hört. Wie er seine Nähe schaut. Wie er berührt wird, getroffen. Alles aber, was es an Erfahrung gibt, als esoterischen Irrtum zu beschreiben, ist kein Weg zur Wahrheit. Können wir nicht unterscheiden zwischen Wirklichkeit und Träumerei? Die evangelische Theologie hat die religiöse Erfahrung aus ihrem Nachdenken beinahe völlig ausgegrenzt. Es wird Zeit, davon zu reden, damit die Lehre der Kirche und die Erfahrung der Menschen zueinander finden und der Glaube seine elementaren Kräfte widergewinnt. Denn die Zeit ist unwiderruflich vorbei, in der man überzeugt sein konnte, was unser Verstand wahrnimmt, sei die ganze Wirklichkeit. Wer die Offenheit der Welt und die Tiefe seiner Seele zusammensehen und verstehen will, muss seinem Glauben viele Fesseln abnehmen, die die Lehre der Kirche ihm angelegt hat.


Zu guter Letzt erlaube ich mir die Empfehlung meines 
eigenen - aus dem Herzen gesprochenen - Buches:

Ulrich Kormann: "Dem Leben vertrauen" (2015 / Neuauflage 2024)
- Der innere Weg
Aus dem Vorwort (gekürzt): 
Dem Leben vertrauen – eine einfache und klare Botschaft in einer Zeit, in welcher eben dieses Leben komplex und kompliziert erscheint, seine Formen unklar und seine Inhalte fragwürdig sind. Mit den Texten dieses Buches wird ein Weg markiert, der als solcher nicht ein für allemal gebahnt vor uns liegt, sondern der für jedes Individuum eine Suche und ein Forschen bedeutet. Dem Leben vertrauen, heisst stets einer Unmittelbarkeit vertrauen, die hinter all dem Mittelbaren und Vordergründigen des Daseins liegt. Dieses Unmittelbare heisst oft Gott. Auch dort, wo der Gottesname nicht verwendet wird, geht es um dasselbe, das uns direkt und ohne Vermittlung angeht, das uns so betrifft, dass – wenn wir uns darauf einlassen – es uns zugleich ganz zu uns selbst und über uns hinaus bringt. Hier geht es nicht um Religion oder Religiosität, sondern um ein Stück Selbsttranszendenz, um den Blick auf uns selbst in einem definitiv grösseren Zusammenhang, der uns in die Mitte bringt und uns aufgehen lässt in einem Ganzen. Nur wer sich auf den Weg der Achtsamkeit begibt – wie er immer ihn auch nennen mag im Horizont seiner eigenen Tradition und Sozialisation – wird Zeuge dieses Wertewandels, wird im Nichts alles erkennen, um darob zu verstummen. Oder er wird sein Wort finden, seine Sprache, welche ihn verstehen lässt. Nichts Abgehobenes und dennoch von grosser Tiefe, so locken uns die Worte des Verfassers in unser eigenes Inneres, in die Begegnung mit den eigenen Motiven und Sehnsüchten, in die pure Gegenwart des Lebens. Christliche und buddhistische Begrifflichkeit begegnen und ergänzen sich in den Texten dieses Büchleins. Dies mag für religiöse Puristen und Dogmatiker ein Ärgernis darstellen, es sollte den Herzensleser aber nicht irre machen, vielmehr möge er darin jene Wegmarken erkennen, welche ihn genau dorthin führen können, wo er selbst hingehört. (Dr. Roland Mahler, Theologe, Psychotherapeutischer Psychologe MSc)

Erhältlich bei mir, im Buchhandel und direkt beim Verlag


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